Die illegalen Machenschaften von Zanox und der Axel Springer AG?

9. April 2011
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Ich weiß, die Überschrift ist vielleicht etwas übertrieben und durchaus ironisch gemeint, aber was ich heute gelesen habe bringt mich echt auf die Palme, aber lest selbst:

Im vorliegenden Fall erreichten die Betrüger die hohen Umsätze vor allem dank eines raffinierten Schneeballsystems: Sie warben deutschsprachige Webmaster und Online-Marketingspezialisten, versprachen Mindestumsätze und Umsatzbeteiligungen von bis zu 55 Prozent, wenn die Angesprochenen über eigene Homepages zahlungswillige Kunden auf einen der vier Online-Shops umlenkten. Affiliate-Programme heißen solche Geschäftsmodelle, sie werden von halbseriösen Firmen ebenso wie von Abmahnbetrügern und Pharmafälschern eingesetzt, um Internet-Suchmaschinen wie Google zu manipulieren.

Die Quelle und Ärgernis-Auslöser ist dieser Artikel auf welt.de. Zur Sicherheit gleich nochmal ein Screenshot (dritter Absatz von unten):

welt.de Affiliate

Der Artikel handelt von einer Reihe von Hausdurchsuchungen bei Adultwebmaster, die (wissentlich oder unwissentlich) dabei geholfen haben, über ein Affiliateprogramm gefälschte Potenzpillen zu verkaufen. Da ich mich immer dafür interessiere, wie andere Leute Geld verdienen, habe ich mir den Artikel durchgelesen. Natürlich kann ich es aber nicht gutheißen, was da passiert ist. Aber das soll die Polizei aufklären.

Aus dem interessanten Abschnitt dieses Artikel ziehe ich folgende drei Kernaussagen:

  1. Affiliate-Programme sind Schneeballsysteme
  2. Affiliate-Programme werden von halbseriösen Firmen sowie Abmahnbetrügern und Pharmafälschern eingesetzt
  3. Affiliate-Programme sollen Internet-Suchmaschinen wie Google manipulieren

Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen.

Aber analysieren wir mal die Aussagen:

1. Affiliate-Programme sind Schneeballsysteme

Laut Wikipedia sind Affiliate-Programme wie folgt definiert:

Affiliate-Systeme (engl. affiliate „angliedern“) sind eine internetbasierte Vertriebslösung, bei der meistens ein kommerzieller Anbieter seine Vertriebspartner erfolgsorientiert durch eine Provision vergütet.

Es handelt sich also um Vertriebslösungen, bei denen die Partner beziehungsweise die Webmaster durch eine Provision am Gewinn beteiligt werden.

Die Aussage, das dies Schneeballsysteme sind, stimmt also nicht, denn in einem Schneeballsystem wird kein Gewinn erzielt (zumindest nicht auf legalem Weg).

Interessant wird es, wenn wir diese Aussage auf Die Welt übertragen:

  • Da gibt es zum Beispiel ein Leser werben Leser-Programm, wo ein Leser eine Bargeldprämie erhält, wenn er ein neues Abo vermittelt. Genau genommen haben wir hier also einen Vertriebspartner, der eine Provision erhält. Ist Die Welt also ein Schneeballsystem?
  • Oder schauen wir mal wem Die Welt gehört, nämlich der Axel Springer AG (siehe Impressum). Und jetzt wird es interessant, denn die Axel Springer AG betreibt noch ein viel größeres Schneeballsystem als Die Welt. Laut Wikipedia ist der Konzern nämlich mit 52,5% und somit mehrheitlich an der Zanox AG beteiligt, die wiederrum das riesige Affiliatenetzwerk und somit auch ganz klar Schneeballsystem zanox.com betreibt.

2. Affiliate-Programme werden von halbseriösen Firmen sowie Abmahnbetrügern und Pharmafälschern eingesetzt

Jetzt zeigt sich also das wahre Gesicht der Axel Springer AG. Oder ist diese Aussage auch falsch und die Axel Springer AG ist ein vollseriöser Konzern? Ich vermute stark das auch der zweite Punkt nicht stimmt, habe aber hierzu keine handfesten Beweise :)

3. Affiliate-Programme sollen Internet-Suchmaschinen wie Google manipulieren

Warum bitte soll eine Affiliate-Programm bezwecken, Suchmaschinen zu manipulieren? Die Firma hinter dem Affiliate-Programm zahlt Geld für neue Kunden, die die Vertriebspartner werben, und es ist im besten Fall eine Win-Win Situation für beide Parteien. Und an dieser Stelle ist das Geschäftsmodell auch schon vorbei, denn für Zahlungen von Provisionen sind wohl keine Suchmaschinenmanipulationen notwendig.

Natürlich kann sich der Vertriebspartner dazu entscheiden, Suchmaschinenoptimierung (das Wort gefällt mir eindeutig besser als Suchmaschinenmanipulation) einzusetzen. Jedoch macht dies mittlerweile jede Firma und es hat wie bereits erwähnt rein garnichts mit Affiliateprogrammen zu tun. Dies ist ein komplett anderer Dampfer.

Also liebe Die Welt-Redakteure: Das nächste Mal bitte besser informieren, bevor ihr das ganze Internet verteufeln wollt und euch dabei auch noch selbst ein Ei legt.

Ich bin auf eure Reaktionen und Meinungen gespannt. Schreibt einfach einen Kommentar oder gerne auch ein Trackback :)

Noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Dieser Post nimmt Bezug auf einen Artikel von welt.de und anhand dieses Artikels nehme ich für mich logische Schlussfolgerungen vor. Während dieser ironisch gemeinten Schlussfolgerungen genannte Firmen gehören zu dem gleichen Konzern, der aus meiner Sicht den Ausgangsartikel in den Umlauf gebracht hat. Also packt euch an die eigene Nase!

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6 Responses to Die illegalen Machenschaften von Zanox und der Axel Springer AG?

  1. AndréG zu 10. April 2011 auf 10:01

    Mhhm…
    was erwartest du von einer Redaktion, die noch immer beharrlich an alten Systemen und Strukturen festhält? ;-)
    Klar, dass die das System verteufeln, die wollen ja am Liebsten auch nur Werbung zu Festpreisen verkaufen. Das das Internet aber sehr schöne Erfolgsbasierte Verdienstmöglichkieiten bietet, wollen die nicht wissen…

    Arm ist das natürlich, weil wohl die meisten der dortigen Leser keine andere Information erhalten und das Geschreibe als einzige Wahrheit aufnehmen.

    • admin zu 10. April 2011 auf 19:46

      Ich bin eher jemand, der versucht jede Information zu hinterfragen und auf Richtigkeit zu überprüfen und gehöre damit warscheinlich nicht zu der Mehrheit. Deshalb sollte so ein krasser Fehler keiner Redaktion unterlaufen.

  2. Michael zu 13. April 2011 auf 17:59

    In der Tat, sehr schlecht recherchiert von der Welt, aber war bei diesem Konzern ja nicht anders zu erwarten leider..

    Zum Glück wissen deren Leser nichts mit Affiliate-Programmen anzufangen..

  3. Betroffener zu 16. Mai 2011 auf 15:52

    Haha, selten nicht mehr so gelacht. Ich weiß schon warum ich Blätter wie diese generell meide. Wirklich traurig wie man mit magerem Halbwissen eine gesamte Szene diffamieren kann…

    • admin zu 16. Mai 2011 auf 19:00

      Das traurige an dem Artikel ist, das Die Welt bis heute Ihre Aussage nicht korrigiert hat und stattdessen einfach die Kommentarfunktion deaktiviert hat. So ein Verhalten macht das ganze nicht unbedingt seriöser…

      • Otto zu 10. August 2011 auf 11:15

        War das nicht schon immer so ?
        Kritik wird vermieden indem man garkeine erst zu läst =)

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